Für unsere globale Energieverbraucherstudie haben wir mehr als 5.000 Konsumenten in sechs europäischen Ländern befragt. Die Studie untersucht, wie Verbraucher die aktuelle Preisentwicklung im Energiemarkt wahrnehmen, wie sie darauf reagieren – und wie hoch ihre Wechselbereitschaft ist.
Zumindest in der Uneinigkeit ist sich Europa einig – das kann man im Hinblick auf die unterschiedlichen Sichtweisen der europäischen Bürger auf die aktuelle Entwicklung der Strompreise schon einmal vorausschicken: Die nationalen Unterschiede sind deutlich messbar.
Einigkeit herrscht hingegen in der generellen Wahrnehmung der Preisentwicklung: Rund 62 Prozent der Befragten halten die Preise für teuer oder gar sehr teuer. Und das, obwohl die reale Preissteigerung viele Verbraucher aufgrund langfristiger Verträge noch gar nicht erreicht hat. Daraus folgt, dass sich die Anbieter schon jetzt auf heftigere Reaktionen der Kunden gefasst machen dürfen, wenn die Preissteigerungen irgendwann real beim Endverbraucher ankommen werden: Für 35 Prozent ist der Preis Wechselkriterium Nummer 1 und für noch mehr Kunden, nämlich 37 Prozent, ist der Preis eines der drei wichtigsten Entscheidungskriterien für den neuen Stromanbieter. Hier gilt es sich vorzubereiten und dabei auch regionale Eigenheiten im Blick zu behalten.
Wird der Anbieterwechsel zum Normalfall?
So gut wie die Verbraucher über den Strommarkt inzwischen Bescheid zu wissen glauben – 78 Prozent halten sich für besser informiert als vor der Krise –, so wenige kennen dagegen das komplette Produktportfolio rund um Energie ihres aktuellen Versorgers. Nur 47 Prozent sind sich darüber bewusst, welche anderen Lösungen neben der reinen Strom-, Gas- und Wasserlieferung ihr Energieversorger im Portfolio hat. Hier liegt viel Cross-Selling-Potenzial brach, dass nur darauf wartet, ausgeschöpft zu werden und den Kunden mit längerfristigen Vertragsmodellen dauerhaft bindet.
Denn: Rund 20 Prozent der Befragten haben – je nach Land – in den vergangenen zwölf Monaten den Energieversorger gewechselt. Bei denen, die noch nicht gewechselt haben, ist die Zahl der Verbraucher, die bereit sind, den Anbieter zu wechseln, seit 2021 von rund 12 auf knapp 27 Prozent hochgeschnellt. Dabei gibt einer von drei Verbrauchern an, dass er wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich in den nächsten zwölf Monaten den Energieversorger wechseln wird.
„Mehr als 90 Prozent der Eigentümer mit der Möglichkeit, Installationen vornehmen zu lassen, interessieren sich für alternative Energielösungen zuhause – hier liegt ein enormes Potenzial für die Modernisierung und Digitalisierung, mit dem sich Kunden langfristig an ihren Stromanbieter binden lassen. Allerdings werden die Anbieter von ihren Kunden nicht als Lösungsanbieter wahrgenommen: 44 Prozent der Verbraucher in Deutschland wissen noch nicht, was ihr Versorger an zusätzlichen Leistungen anbietet. Hier liegt noch viel Kundenbindungspotenzial brach, was genutzt werden kann.“
Thomas Haller
Regionale Ausprägung der europäischen Energiemärkte
Aber sehen wir einmal genauer hin, wo die Unterschiede in Europa liegen. In Großbritannien zeigt sich zum Beispiel, dass die Wechselbereitschaft mit 35 Prozent signifikant höher liegt als der europäische Durchschnitt von 26,5 Prozent. Ein Grund dafür sind die vielen Insolvenzen im Zuge der Energiepreiskrise und die damit verbundenen Anbieterwechsel. Ein anderer Grund ist, dass der Wechsel des Energieversorgers über Vergleichsportale sehr einfach geworden ist.
In Frankreich hingegen ist die Wechselbereitschaft mit 20 Prozent am niedrigsten.
Noch weiter südlich findet sich eine weitere europäische Besonderheit: Die Befragten in Spanien empfinden die Strompreise als am teuersten: 82 Prozent halten sie für „teuer“ oder „sehr teuer“ im Vergleich zu 62 Prozent im europäischen Durchschnitt.
Auch in Italien lassen sich Besonderheiten erkennen: 26 Prozent der befragten Italiener sind daran interessiert, in den nächsten zwölf Monaten eine alternative Energielösung zu kaufen, oder sie haben bereits eine.
Eine „typisch“ deutsche Eigenschaft deckt die Studie übrigens ebenfalls auf, nämlich dass in Deutschland sofort gespart wird: 88 Prozent der Verbraucher wollen Kosten sparen.
Und last but not least gibt es auch eine Besonderheit in Österreich, wo vor der Krise 68 Prozent den Anbieter nicht wechseln wollten, jetzt aber nur noch 39 Prozent beabsichtigen, weiterhin ihrem Anbieter treu zu bleiben.
Was können die Anbieter jetzt tun?
Generell zeigen die Ergebnisse unserer Studie, dass europaweit für Energieversorger Handlungsbedarf besteht und sie konkret daran arbeiten müssen, ihre Kunden an sich zu binden.
Unsere Top 3 Empfehlungen:
- Aufbau integrierter Commodity- und Lösungswelten, keine Stand-alone EInzelprodukte
- Churn Prevention & Loyalty
- Massive Optimierung der Customer Experience in Ansprache, Sales und Service
Weitere Insights lesen Sie in der kompletten Studie: