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3 Strategien für nachhaltigere Finanzdienstleistungen

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Mehr Nachhaltigkeit: Das ist eine Herausforderung, aber auch eine große Chance für die meisten Finanzdienstleister. Die Branchenexperten Morten Kaae Sorensen und Caroline Kastbjerg stellen drei Strategien für Unternehmen vor, damit sie der wachsenden Nachfrage nach nachhaltigen Finanzdienstleistungen gerecht werden können – und sogar davon profitieren.

Maßnahmen zu den Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (auf Englisch Environmental, Social, Governance, kurz: ESG), die Banken früher in erster Linie als Mittel zur Risikominimierung sahen, werden heute vielerorts als echte unternehmerische Chance betrachtet.

Unsere globale Nachhaltigkeitsstudie hat gezeigt, dass sich eine beträchtliche Anzahl von Verbrauchern für Nachhaltigkeit interessiert und bereit ist, ihr Kaufverhalten daran auszurichten. Dieser Anteil wird sich im Zuge des Generationenwechsels und durch eine wachsende Zahl an nachhaltig agierenden Marktteilnehmern noch weiter vergrößern. Wie kann der Finanzsektor also am besten auf die Bedürfnisse dieses Kundensegments eingehen?

Wir sehen drei Schlüsselstrategien für Akteure in der Finanzdienstleistungsbranche, um die entstehende Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten und -dienstleistungen zu befriedigen:

  1. Kompensation

Eine Strategie, die wir bei Banken beobachten konnten, ist, das traditionelle Kernangebot mit der Möglichkeit zur nachhaltigen Kompensation auszustatten. Dieser Ansatz sorgt dafür, dass Marken positiv mit Nachhaltigkeit assoziiert werden.

Mehrere Fintechs sorgen bereits mittels Kompensation für mehr Nachhaltigkeit: So verspricht die deutsche Bank Tomorrow, dass mit jedem über ihre Karte gezahlten Euro ein Quadratmeter Regenwald vor der Abholzung geschützt wird. Das Schweizer Unternehmen neon dagegen pflanzt pro 100 Schweizer Franken, die per Kreditkarte gezahlt werden, einen Baum. 

Ein weiteres Beispiel ist die Zusammenarbeit des dänischen Fintechs Lunar mit Project Blue, durch die Lunar-Kunden das Projekt mit ihren Ausgaben dabei unterstützen, skandinavische Meere von Plastikmüll zu befreien. Die Kunden können dann die Auswirkungen ihrer Spende über die Lunar-App verfolgen.

Ein solches Angebot von Kompensationsmöglichkeiten ist ein Schritt in die „grüne“ Richtung, um mehr Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schaffen und der Nachfrage von umweltbewussten Kundensegmenten zu entsprechen. Allerdings steht zu erwarten, dass deren Bedürfnisse nur eine gewisse Zeit lang zufriedengestellt sind.

Obwohl wir glauben, dass diese Initiativen das „grüne Gewissen“ von Verbrauchern ansprechen, sind wir der Meinung, dass die Möglichkeiten, sich von der Konkurrenz abzuheben, mit dieser Strategie begrenzt sind. Dies liegt daran, dass die Verbindung zum Kerngeschäft nicht stark genug ist und die Maßnahmen leicht nachgeahmt werden können.

  1. Neue Produkte

Ein weiterer strategischer Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit ist die (Neu-) Gestaltung von Produkten. ESG-Investmentprodukte sind in ganz Europa auf dem Vormarsch, und in einigen Märkten (z. B. in skandinavischen Ländern) ist es für Banken mittlerweile üblich, Zins-Rabatte auf Kredite für nachhaltige Anschaffungen anzubieten, beispielsweise im Automobil- oder Energie-Bereich.

In Deutschland bietet die EthikBank Privatkunden grüne, hypothekarisch gesicherte Baufinanzierungen an. In diesem Fall gilt: Je mehr Nachhaltigkeitskriterien das Bauprojekt erfüllt, desto niedriger ist der Zinssatz, den Kunden für ihr Darlehen erhalten. Ein noch weitergehendes Beispiel ist eine kleine dänische Privatkundenbank, die sich als erstes Finanzinstitut gegen die Finanzierung neuer Benzin- und Dieselfahrzeuge in Dänemark ausgesprochen hat. Jetzt bietet sie ausschließlich Autokredite für Elektroautos an.

Durch das Aufnehmen nachhaltiger Finanzprodukte ins Portfolio kann der Finanzsektor den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen und gleichzeitig die wachsende Kundennachfrage befriedigen. Die Herausforderung bei dieser Strategie besteht darin, dass ressourcenschonende Kredite und Anlageprodukte immer mehr zum Mainstream werden. Das bedeutet, dass es für Unternehmen zunehmend schwieriger wird, sich mit dieser Strategie vom Wettbewerb abzuheben. 

Ein weiterer Fallstrick ist die Preisgestaltung für nachhaltige Finanzprodukte. Mit Zinssätzen, die in einigen Fällen unter 1 Prozent für solche Kredite liegen, riskieren die Banken einen selbst verursachten Preiskampf. Und was passiert, wenn irgendwann Alle elektrische Autos haben?

Um sicherzustellen, dass diese Strategie dauerhaft für Differenzierung und Rentabilität sorgt, müssen Finanzinstitute ihr nachhaltiges Angebot kontinuierlich erneuern, um an der Spitze der Bewegung zu verbleiben. Generell ist es bei der (Neu-)Gestaltung von Produkten, ob nachhaltig oder traditionell, entscheidend, die verschiedenen Kundensegmente genau zu kennen und ihre Bedürfnisse, Vorlieben und Zahlungsbereitschaften zu ermitteln.

  1. Nachhaltiger Beratungsschwerpunkt

Das Interesse und die Aufmerksamkeit für die Themen Nachhaltigkeit und ESG werden in Zukunft nur noch zunehmen. Hinzu kommt: Ab August 2022 wird die MiFID II-Verordnung von Anlageberatern verlangen, dass sie die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden im Rahmen von Eignungsprüfungen bewerten. Wir sind der Ansicht, dass beide Entwicklungen für viele Unternehmen zwar neue Herausforderungen mit sich bringen, aber auch als strategische Chance betrachtet werden sollten.

Finanzdienstleister spielen eine zentrale Rolle: Indem sie ihren Kunden helfen, nachhaltigere Investitionen und Konsumentscheidungen zu treffen – von der fachkundigen Beratung bis hin zur Unterstützung durch digitale Tools – können Finanzdienstleister zu den Nachhaltigkeitsberatern von morgen werden. 

Einige Banken haben diesen Weg bereits eingeschlagen. In Skandinavien hat die Nykredit Bank alle ihre Berater für landwirtschaftliche Segmente an einer Schulung zum Thema Klima teilnehmen lassen. Dieses Training wird auch Landwirten zusammen mit einem Tool angeboten, das ihnen einen aktuellen Überblick über die Klimaauswirkungen ihrer Betriebe gibt und die Auswirkungen verschiedener umweltschützender Maßnahmen berechnet.

Im Privatkundengeschäft hilft die Bank Novus ihren Kunden, ihren individuellen CO2-Fußabdruck auf Grundlage ihrer Ausgaben zu verfolgen und bietet Ratschläge, um ihn zu verkleinern – etwa durch ressourcenschonendere Ausgaben.

Es ist ein schmaler Grat zwischen der Belehrung von Kunden und der Bereitstellung von Nachhaltigkeitsratschlägen und -lösungen. Dennoch ist diese Chance für Banken und andere Finanzdienstleister unserer Meinung nach zu gut, um sie zu verpassen. Die Zeit ist reif für die Banken und Finanzinstitute, die es schaffen, die Bedürfnisse der nachhaltigen Verbraucher durch ein ganzheitliches Produkt- und Dienstleistungsangebot zu erfüllen.

Reaktion vs. Aktion: Die Gewinner von morgen

Die Nachhaltigkeitsinitiativen, die wir derzeit in der Finanzdienstleistungsbranche sehen, sind ein erster Schritt auf einem langen Weg, der noch vor uns liegt. Gewinner werden die Unternehmen sein, denen es gelingt, auf die Herausforderungen und Chancen des Nachhaltigkeitstrends nicht nur zu reagieren, sondern ihn proaktiv zu gestalten. Das sind die Unternehmen, denen es gelingt, innovative Nachhaltigkeitsinitiativen zu konzipieren und umzusetzen, die den zukünftigen Bedürfnissen ihrer Kunden entsprechen.

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