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Lkw-Fahrer (gar nicht so) verzweifelt gesucht?

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Die Transportwirtschaft klagt seit Jahren über einen eklatanten Fachkräftemangel. Ein Problem, das sich künftig sogar noch verschärfen soll. Doch ist es eventuell hausgemacht? Drei Maßnahmen, mit denen Logistikunternehmen Mitarbeiter finden und binden. 

Logistik-Weltmeister Deutschland: Bereits zum dritten Mal in Folge hat die Weltbank in ihrem „Logistics Performance Index“ (LPI) die Bundesrepublik an die Spitzenposition gesetzt. Basierend auf den Umfrageergebnissen von 900 Logistikunternehmen aus 108 Ländern bewertet die Rangliste die Leistungsfähigkeit der Logistik. Die viel beachtete Branchenpublikation definiert auch Trends und Herausforderungen, etwa die Nachfrage nach Personal. Laut LPI fehlten besonders in den hochentwickelten Ländern Arbeiter wie Lkw-Fahrer. Gründe seien geringes Prestige des Jobs sowie insbesondere vergleichsweise geringe Gehälter. 

DSLV beklagt Fachkräftemangel
In dieses Horn stößt auch der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV). Noch im Herbst 2017 verkündete die Organisation, dass allein in Deutschland 45.000 Fahrzeugführer fehlten, zudem würden zwei Drittel der heutigen Fahrer in den nächsten 15 Jahren in Rente gehen. Den Fachkräftemangel bestätigt auch der aktuelle „BAP Job-Navigator 07/2018“. Hier stellte der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) fest, dass im ersten Halbjahr dieses Jahres 32 Prozent mehr Stellen für Berufe im Bereich Transport, Verkehr und Logistik ausgeschrieben wurden als im Vorjahreszeitraum.

Mangel trotz Marktwirtschaft?
Mit diesen und anderen Zahlen warnt die Transportwirtschaft seit vielen Jahren vor einem nahenden Zusammenbrechen des Straßengüterverkehrs. Doch warum besteht das Problem dann noch immer? Schließlich sind Faktoren wie etwa das Aussetzen der Wehrpflicht, wo früher allein 15.000 Leute pro Jahr ihren Lkw-Führerschein machten, längst bekannt. Haben Logistikunternehmen keine oder falsche Maßnahmen dagegen getroffen? 

Die in Deutschland herrschende Wirtschaftsordnung einer sozialen Markwirtschaft geht davon aus, dass die Nachfrage das Angebot bestimmt. Selbst wenn einmal Güter oder Produktionsfaktoren knapp oder im Überfluss vorhanden sind, stellt insbesondere eine entsprechende Preisgestaltung das Gleichgewicht wieder her. Durch diese preisabhängigen Mechanismen kann ein eklatanter Mangel nicht entstehen oder über längere Zeit Bestand haben. Vielmehr gibt es höchstens eine relative Knappheit bei einem bestimmten Preis. Schließlich käme niemand auf die Idee, zu behaupten, dass es einen Mangel an Ferraris gäbe, nur weil nicht jeder Sportwagen-Fan sich einen solchen leisten kann. 

Stärkere Investitionen in Personal
Welchen Preis sind also Logistikunternehmen bereit zu bezahlen, um Fachkräfte zu gewinnen? Jeder Spediteur schreibt eine Fahrerstelle aus, wenn er davon ausgehen kann, dass die zusätzliche Arbeitskraft für ihn einen Gewinn erwirtschaften wird. Dafür vergleicht die Firma die voraussichtlichen Ausgaben für den neuen Angestellten wie Gehalt oder Weiterbildungskosten mit der zu erwartenden Erlös- oder Ertragssteigerung. Ist ersteres zu niedrig angesetzt, findet das Unternehmen niemanden für die Stelle. Sind die Kosten zu großzügig bemessen, rechnet sich die Neueinstellung nicht mehr. Die Abwägung dieser Faktoren ist eine unternehmerische Herausforderung.

Mitarbeiter binden, Gehälter erhöhen, Kosten durchreichen
Eine Herausforderung, die offensichtlich seit Jahren nicht mehr gemeistert wird. Viele junge Menschen sind nicht (mehr) dazu bereit, den Beruf des Lkw-Fahrers zu den aktuellen Konditionen zu ergreifen. Hier helfen keine Warnungen vor einer finsteren Zukunft. Vielmehr müssen Logistikunternehmen jetzt handeln, Kosten (wie Gehalt) und entsprechend Erträge (Preise) anpassen. Und dabei langfristig folgende Ziele erreichen:

1. Ausbildung forcieren und Mitarbeiter binden

Wer Lkw fahren will, benötigt den passenden Führerschein. Logistikunternehmen beziffern die Kosten dafür auf bis zu 8.000 Euro. Hier können Firmen den Bewerbern unter die Arme greifen. Ein erfolgreiches Modell haben einige Airlines entwickelt, wo die Kostenübernahme der Ausbildung an eine spätere längere Betriebszugehörigkeit gekoppelt ist. Auch Weiterbildungen können nach diesem Prinzip vom Arbeitgeber getragen werden und für noch mehr Attraktivität des Job-Angebots sorgen. 

2. Attraktivität des Berufs durch höhere Gehälter stärken

Der Beruf des Lkw-Fahrers genießt nicht gerade den besten Ruf: Überfüllte Parkplätze, schlechte Motels, ständig unterwegs und wenig Zeit für die Familie – das sind nur einige Aspekte. Die können Fuhrunternehmer nur sehr begrenzt beeinflussen. Jedoch haben sie die Möglichkeit, etwa für ein respektvolles und kollegiales Betriebsklima zu sorgen. Und nicht zuletzt muss als Kompensation für die Nachteile das Gehalt stimmen. Zurzeit liegt das Einstiegsgehalt bei deutlich unter 2.000 Euro im Monat; damit gehören Kraftfahrer zu den am schlechtesten bezahlten Berufen in Deutschland. Hier müssen Arbeitgeber deutlich nachbessern, um die offenen Stellen zu besetzen und den Transportstandort Deutschland zu erhalten. 

3. Investitionskosten durchreichen

Unterstützung bei Aus- und Weiterbildung, höhere Gehälter und ein besseres Betriebsklima: Alle diese Maßnahmen kosten Geld und rentieren sich nicht nur aufgrund der geringeren Mitarbeiterfluktuation. Vielmehr müssen die besseren Personalleistungen durch höhere Preise bei den Versendern finanziert werden. Fuhrunternehmen und Spediteure haben innerhalb einer Wertschöpfungskette die geringsten Margen – sie müssen die Konditionen für ihre hochprofitablen Kunden aus den Bereichen Maschinenbau, Automobil- oder Lebensmittelindustrie deutlich anpassen. Dies ist zum einen wirtschaftlich opportun, da die Gesamtkosten der Logistik für die meisten Versender überschaubar sind und die Qualität durch mehr und bessere Mitarbeiter weiter steigt. Zum anderen ist es vielleicht sogar moralisch gerechtfertigt. Über Jahre hinweg haben große Konzerne bei den Schwächsten auf die Kostenbremse getreten, um als große Versender weitestgehend stabile Preisen zu behalten. Um auch zukünftig von ebenso zuverlässiger Logistik zu profitieren, ist es an der Zeit, die Kosten für genug Personal auf alle umzulegen. 
 

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